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Krankheit selbst steht im Mittelpunkt, so betont Oberin Pastorin Heike Löhr
bei der Eröffnung der Ausstellung „Mit Behinderungen ist zu rechnen“,
zu der am Freitagabend 4. Juni über 70 Gäste ins Atrium des Diakoniekrankenhauses
Henriettenstiftung gekommen waren. Die Cartoons des Künstlers Phil Hubbe setzen
sich mit dem Thema „Behinderung“ auseinander. „Steht mehr die
Umwelt im Mittelpunkt oder die Kranken selbst“, fragt denn auch Oberin Löhr.
Die Antwort gibt die Ausstellung mit 40 Bildern des in Magdeburg lebenden Künstlers.
Sie geben Impulse für die Auseinandersetzung mit dem ungewöhnlichen Thema
„Behinderung“. Und sie tun es in ihrer angenehmsten Form, in Form des Humors.
Phil Hubbe gehört zur ersten Garde der Humoristen in Deutschland. Er ist zugleich ein nachhaltig wirkender Künstler insbesondere auch bei Menschen mit Behinderung, so betont Professor Fedor Heidenreich, Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Multiple Sklerose in Niedersachsen und Chefarzt der Klinik für Neurologie im Diakoniekrankenhaus Henriettenstiftung. Denn Phil Hubbe ist selbst betroffen von MS-Erkrankung.
Seine Bilder sind für viele eine Ermutigung. So wirkt auch die Ausstellung
als Impuls. Sie wird in Kooperation mit der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft
gezeigt, die sich aus einer Selbsthilfegruppe zur Vertretung der Interessen von MS-Kranken
entwickelt hat. Diese Entwicklung ist sinnvoll, denn die Krankheit nimmt massiv
Einfluss auf die Lebensführung und die Lebensqualität der Betroffenen.
Aber auch die Medizin ist mittlerweile so weit, dass sie wiederum Einfluss nehmen
kann auf den Krankheitsverlauf. Doch die Betroffenen müssen – wie der Titel der
Ausstellung betont – „mit Behinderungen rechnen“.
Darf man Behinderung zum Thema des Humors machen, fragt der Künstler Phil Hubbe
in seiner Ansprache während der Vernissage? Als zunächst indirekte Antwort
berichtet er von Peinlichkeiten im Umgang mit ihm als dem Behinderten. So sind immer
noch Gastgeber, die ihn zu einer Vernissage einladen und ihn zum ersten Mal sehen,
erstaunt, dass er nicht im Rollstuhl sitzt. Viele Behinderte entsprechen nicht dem Klischee,
das sich Nicht-Behinderte machen.
Das Thema ist dennoch ein Wagnis. Immerhin hat sich der Künstler nur langsam
mit dem Tabus auseinandersetzt. Erst 1999/2000 entstanden die ersten, wie er sagt,
„Behinderten-Cartoons“. Dennoch steht er dazu. Die Frage, ob Cartoons
über Behinderung erlaubt sind, beantwortet er mit einem klaren Ja. Denn, so
fügt er als Begründung hinzu, Behinderte wollen als Normale behandelt werden.
Seine Bilder sind dann Anlass zum Gespräch. Es gibt immer noch Hemmungen bei
Nichtbehinderten, auch über die Cartoons zu lachen. „Man lacht nur, wenn
niemand dabei ist“, erzählt der Künstler von eigenen Erfahrungen von
Ausstellungseröffnungen. „Wenn der behinderte Nachbar beim Witz lacht,
dann fühlt sich auch der ‚Normale‘ ermutigt zum Lachen.“
Darum fordert er die Gäste auf: „Lachen Sie, lachen Sie herzhaft.“
Die Cartoons stehen für sich. Sie haben keine Botschaft und keinen erhobenen
Zeigefinger. Sie sind einfach ein Anlass zum Gespräch und regen zum Nachdenken an.
Die Ausstellung im Diakoniekrankenhaus Henriettenstiftung ist täglich zu sehen bis zum 4. Juli in der Zeit von 7.00 Uhr bis 21.00 Uhr.
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